Der Errichter des Friedenskircherl Emil-Ritter von Horstig war mit dem Stoderzinken aber auch mit Land und Leuten eng verbunden. Er konnte einfach nicht verstehen, dass die Konfessionen keine Gemeinsamkeit fanden.
Hatte doch ein und derselbe Herrgott diese Welt und all ihre Schönheit erschaffen. Das gab dem Pionier des Stoderzinkens wohl zu denken. Er wollte
und ein unübersehbares setzen.Horstig beschloss daher in schwindelnder Höhe, dem Regen, der Sonne und den Stürmen ausgesetzt und
ein Bergkirchlein am Stoderzinken zu errichten. Im Jahr 1902 wurde das Friedenskircherl erbaut und keiner Religionsgemeinschaft geweiht.Das Kircherl soll allen Mitmenschen zugänglich sein, was wohl auch der westseitig angebrachte Spruch "Kommet her zu mir alle" aus Matthäus 11.28 symbolisieren soll.
Horstigs großes Anliegen war ein friedliches Miteinander aller Menschen und Frieden auf Erden.
Dies bringt auch die Inschrift "HABET FRIEDEN UNTEREINANDER" auf der Christus Statue im Inneren des Friedenskircherls zum Ausdruck.
Was genau der Erbauer meint, kann man herausfinden, wenn man seine Rede zur Eröffnung des Friedenskicherl am 31. August 1902 im Wortlaut liest:
"Tausendmal begrüßt alle, die heute heraufgekommen sind, um sich an der prächtigen Gottesnatur, die der Herr für alle Menschen geschaffen hat, zu erfreuen, zu erbauen und dem Feste beizuwohnen. "Was euch prüft, dass lasst zuhaus" - so stehts geschrieben. Vergesst das traurige Ehepaar: Den Kummer und Die Sorge. Vor allem,
Dort in dem kleinen Gotteshaus begrüßt der Heiland seine Lieblinge aus Berg und Alm, aus Fels und Wald. Hier wird uns allen vom Heiland der Segen gespendet und deshalb ehren wir in Andacht das kleine Gotteshaus, dass von Menschenliebe gestiftet, von der Höhe unserer Heimatberge hinausgrüßt in die Welt.
Das liebliche Gotteshaus, aufgebaut in dem großen, heiligen Tempel der freien Gottesnatur - es ist kein lutherisches Kircherl - es ist keine katholische Kapelle, es ist unseres lieben Heilands Ausnahmestüberl, in welchem er, unser Heiland, ALLEN Frieden predigt, ALLEN Trost und Schutz spendet, die sich ihm vertrauensvoll nähern.
Gott der Herr hat's Kircherl selbst geweiht, denn am Altar steht Gottes Sohn Jesu Christ, der Gottes Sohn. Nun wird das Glöcklein läuten und zur Andacht rufen. Jeder wird dort im Kircherl beten, wie es ihm gelehrt wurde, wie es Herz und Verstand gebietet. Bitten wir um Gottes Segen für ALLE."
Emil-Ritter von Horstig bei der Eröffnung des Friedenskircherls am 31. August 1902
Heute ist das Friedenskircherl,
, ein Anziehungspunkt für viele Besucher. Hoch über dem Ennstal ist es zugleich. Das Friedenskircherl lädt ein, kurz inne zu halten und über seine Bedeutung in der heutigen Zeit nachzudenken.Ob sich auch der Heimatdichter Peter Rosegger diese Fragen stellte, als er mit seinem Weggefährten Emil-Ritter von Horstig im September 1902 das Friedenskircherl besuchte, ist nicht überliefert. Die beiden haben es sich wohl ostseitig vom Kircherl gemütlich gemacht, wo auch heute ein Anbau zum Verweilen einlädt, der den Namen Rosegger-Ruh hat.
Bei diesem Besuch ist jener Vers entstanden, der heute noch bei der Peter Rosegger Statue zu lesen ist:
Was soll ich schreiben,
in diesen Bergen voll Sonnenschein.
Ich kann nur in Andacht
schweigen und selig sein.
Peter Rosegger, 1902
Zur Erinnerung an diesen historischen Besuch des berühmten Heimatdichters Peter Rosegger wurde im Jahr 1968 am Weg zum Friedenskircherl eine Statue errichtet. Dieses Standbild aus Weißbeton aus dem Grundstoff Marmormehl, wurde vom Maler und Bildhauer Siegfried Schwab aus Trieben geschaffen. Mit einem LKW der Baufirma Letmaier wurde der Felskoloss herangeführt, die Fertigstellung der 3,5 Tonnen schweren Skulptur geschah vor Ort.
Als im Jahr 2007 Sepp Forcher mit seiner Sendung "Klingendes Österreich" (Folge 147 "Zur schönen Aussicht) beim Friedenskircherl das Panorma genießt, fand er folgende Worte dafür.
Es ist eine Gnade
hier zu leben.
Sepp Forcher, 2007
Und noch einen besonderen Spruch gibt es beim Friedenskircherl selbst. Diese Tafel wurde angebracht, um die Besucher auf das Friedensglöcklein im Turm hinzuweisen, dass sie läuten mögen und sich dabei etwas wünschen können.
Und wer diesem Verlangen nachkommt, der soll auch bereit sein, eine Spende einzuwerfen, um mit diesen Mitteln auch weiterhin die Erhaltung des Friedenskircherls zu ermöglichen.