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Inhaber und Erhalter

Bergrettung Gröbming

Die Errichtung des Friedenskircherl

Das Friedenskircherl am Stoderzinken wurde im Jahr 1902 vom Erschließer des Stoderzinkens, Emil Ritter von Horstig d'Aubigny, erbaut. Mitten in den Südwänden des Stoderzinkens auf einem kleinen Felsvorsprung suchte Horstig den Bauplatz aus.

Die Handwerker

Mit der Errichtung wurde der Schladminger Zimmermeister Brandner beauftragt. Die kleine Kapelle wurde aus gehackten Holz­stämmen errichtet und mit Holz­schindeln verkleidet. Ein freitragender Balkon ermöglicht den Zugang zum Kircherl, das auf kleinen Bänken zum Verweilen einlädt. Im Inneren des Friedens­kircherls steht auf einem Altar eine von Prof. Brand­stätter aus Graz geschnitzte Christusfigur.

Das Friedenskircherl bei seiner Erbauung im Jahr 1902.

Das Eröffnungsfest

Am 31. August 1902 wurde das Friedenskircherl um 14 Uhr der Öffentlichkeit übergeben. Bereits am Vorabend wurde zum ersten Mal das Friedensglöcklein mit frohem Jauchzen geläutet. Der Feierlichkeit wohnten rund 350 Besucherinnen und Besucher bei. Laut damaligen Zeitungsberichten war ein Querschnitt der Bevölkerung aus Landwirtschaft und Bürgertum dabei vertreten.

Eine frühe Aufnahme des Friedenskircherls in seinem Urzustand.

Wer war Emil-Ritter von Horstig?

Emil-Ritter von Horstig vor einer Zirbe am Stoderzinken.

Emil-Ritter von Horstig war nicht nur im Bergbau am Stoderzinken involviert, sondern gilt auch als touristischer Erschließer des Berges. Mit dem Bau des Friedenskircherles schaffte er ein bedeutsames Wahrzeichen, dass noch heute Anziehungspunkt für viele Besucher ist.

Horstigs Vorgeschichte

Emil Ritter von Horstig wurde am 18. Mai 1845 auf Schloss Plankenwart in der Nähe von Gratwein geboren und ist dort aufgewachsen. Als Knabe besuchte er mit seinem Vater in Deutsch­land Berlin und Rostock. Er besuchte in Graz die Landes­realschule. 1863 nahm er an einer letzten Zusammenkunft des ganzen Verwandten­kreises in Oberbayern sowie am Leipziger Turnerfest teil. 1863 und 64 studierte er in der Bergakademie in Leoben. Angesichts der wirtschaftlichen Lage ließ ihn sein Vater nicht fertig studieren und er musste bereits in jungen Jahren Verantwortung in der Voitsberger Papierfabrik übernehmen.

Emil-Ritter von Horstig hatte sich bereits mit 22 Jahren mit einer Voitsbergerin verheiratet, in fünf Jahren kamen 5 Kinder zur Welt. Nach siebenjähriger Ehe starb seine Frau. Zwei Buben starben im zarten Alter, mit 8 Jahren starb Tochter Flora und mit 17 Jahren Sohn Karl. Seine letzte Tochter Alma heiratete 1898 den Arzt Dr. Fritz Steiner in Graz.

Emil Ritter von Horstig

Wie kam Horstig ins steirische Ennstal?

Bereits 1882 war Horstig gelegentlich nach Gröbming gekommen, hatte den Stoderzinken bestiegen und dabei hoch droben das Vorkommen von Glanzkohle festgestellt. Er sicherte sich die Schürfrechte und begann 1892 mit dem Abbau der Kohle. Für den vollen Ausbau fehlten Horstig die Mittel und so wurde zu seiner großen Enttäuschung der Kohleabbau eingestellt.

Er blieb zunächst in Gröbming und war überaus tätig, Gröbming durch dqw Anlegen von Alleen, Wegen und Bepflanzungen für den Fremdenverkehr zu erschließen. Er errichtete die Pappel Allee zur Heilstätte, den Weg durch den Spitalgraben, und sorgte für die Bepflanzung der Bahnhofstraße. Unter anderem legte er 1898 eine Edelweiß­zucht in der Nähe des ehemaligen evangelischen Pfarrhofes an, um diese aussterbende Pflanze zu schützen. Der Gedanken an „seinen“ Stoderzinken ließ Horstig nicht mehr los, er hatte ja bereits ein Stück des Karrenweges auf den Stoderzinken errichtet.

Wie kam Horstig auf den Stoderzinken?

1902 zog Horstig ganz auf den Stoderzinken. Aus den Resten der Knappenhäuser baute er an einem Platz mit überwältigender Fernsicht ein Alpenheim, eine Unterkunft für Gästebeherbergung. Auch verschönte er die Umgebung des Alpenheimes mit Steigen und Ruheplätzen und errichtete das Stoderkircherl, dessen Einzigartigkeit und besonderer Platz auch Peter Rosegger ergriff. Er vollendete den 10 km langen Fahrweg, heute bekannt als Horstigweg. Angesichts der bescheidenen Mittel der damaligen Zeit eine beachtenswerte Leistung. Vielen Bergsteigern, Alpenfreunden und Sommer­frischlern bedeutete das Alpenheim, welches Horstig mit sicherem Wirken führte, unver­gess­liche und liebe Erinnerungen. Nicht zuletzt seinen Besitzer selbst. Er war aufrecht wie eine Wettertanne und so kerngesund, wie nur der langjährige Aufenthalt in diesen Höhen machen kann. 

Das Horstig Alpenheim nach der Errichtung im Jahr 1896

Was geschah mit Horstig?

Volle 19 Jahre hielt Horstig am Stoderzinken aus, Sommer und Winter, doch zwangen ihn schwierige Verhältnisse 1921 zum Verkauf des Alpenheims, knapp vor der Geldentwertung. Wenige Monate später brannte das Alpenheim durch einen Kaminschaden bis auf die Grundmauern nieder. Ein kleines Kellergewölbe erinnert heute an diesen Ort mit wunderbarem Ausblick in die Niederen Tauern, den Dachstein und bei klarem Wetter bis zum Großglockner. 1929 nach seinem Aufenthalt in Gröbming siedelte er ins Altersheim der Barmherzigen Brüder in Graz Eggenberg, wo er wohlbetreut und ruhig verstarb.

Hoch oben auf dem Stoderzinken, der auch die Asche des einzigartigen Menschen Emil Ritter von Horstig birgt, erinnert eine Bronzetafel aus 1932 an den nimmermüden Alpenfreund.

Eine Gedenktafel nahe des Friedenskircherl erinnert an Horstig